2024 / schulbau

Mehrfachbeauftragung

 

Bildungszentrum wolfsburg

Die Transformation des Bildungs- und Freizeitzentrums bildet den vorläufigen Schlusspunkt im Erneuerungsprozess des Wolfsburger Stadtteils Westhagen. Mit der Aufwertung öffentlicher Räume mit den Gärten der Nationen, der Umgestaltung der Stadtachse und der Idee der Promenade sowie einer neuen durchgehenden Nord-Süd Verbindung als Kontrapunkt dazu wurde zuerst der Marktplatz als stadträumliches Gelenk etabliert. Die daran anknüpfende Neuordnung von Einkaufszentrum und anschließender Wohnbebauung nördlich der Promenade führt die Idee eines zugänglichen und sichtbaren, zentralen Ortes des Quartierslebens konsequent weiter und stärkt sie durch deutlich urbanere Strukturen mit entsprechenden Nutzungen und neuen Freiraumverbindungen.

Städtebaulicher Leitgedanke

Unser Ansatz positioniert das neue Bildungs- und Freizeitzentrum als einen weiteren Kristallisationspunkt im stadträumlichen Gefüge von Westhagen. Ausgehend vom Markplatz als Gelenk der beiden prägenden Achsen entstehen unter dem Motto „Kette und Schuss“ ein Gewebe aus differenzierten Freiräumen und Verbindungen. Die Bestandssituation mit den drei historischen Bauabschnitten Freizeitheim, Schulzentrum und Sporthallen wird neu interpretiert. Die Basis für dieses bestandsorientierte Weiterbauen bilden vier Prinzipien: Durch die Aufstockung des Bauteils am Markt entsteht ein prägnanter Stadtbaustein mit eindeutiger Adressbildung am Markt und einer neu gestalteten Eingangssituation für die Schulen sowie die im BFZ weiterhin integrierten sozikulturellen Nutzungen. Der Rückbau des Sporthallenbaus und die Betonung der wabenähnlichen Einheiten des Schulzentrums als begleitendes Element ermöglichen eine adäquate stadträumliche Weiterführung der Promenade nach Osten.

Im Gegensatz zur bisherigen Wirkung des Gebäudekomplexes als Barriere im stadträumlichen Gefüge soll die Transformation dazu genutzt werden in Nord-Süd Richtung eine höhere Durchlässigkeit zu schaffen. Darüber hinaus wird die Idee einer „Schulstrasse“ als zentrale Verbindung in Ost-West Richtung aufgegriffen und u.a. durch Einschnitte und Aufweitungen attraktiv gestaltet.

Der Ansatz des bestandsorientierten Weiterbauens zeigt sich nicht nur im Umgang mit der vorhandenen Gebäudesubstanz, sondern auch im Verständnis von Freiflächen und Baumbestand. Das Potenzial des vorhandenen Ascheplatzes als Fläche für den Multikomplex als einzigen Neubau ermöglicht einen umfassenden Erhalt des Baumbestands und eine angemessene Weiterentwicklung der Freiflächen.

erschließung und organisation

Die Zufahrt und der Haupteingang befinden sich zentral im Gebäude, südlich an der Halberstädter Straße gelegen, und werden durch eine weitere Adresse zur Promenade ergänzt. Die Öffnung zum Stadtteil erfolgt insgesamt allseitig über weitere Nebeneingänge, in Ost-West Richtung manifestiert sich der fast 220 m lange Baukörper, der die bestehende Schulstraße neugestaltet und den Stadtplatz mit der Frankfurter Straße verknüpft. Über neu eingeschnittene Lichthöfe wird die Schulstraße von einströmendem Licht begleitet und ermöglicht Durch- und Einblicke.
Die zurückspringenden Obergeschossebenen werden durch fünf Treppenhäuser, die bereits im Bestand vorhanden sind, folgerichtig aus der Schulstraße erschlossen und gliedern sich in wabenähnliche achteckige Einheiten gleicher Größe. Die Waben nehmen auch in Zukunft die schulischen Nutzungen der Wolfsburger Oberschule (WOBS) im Süden und Albert-Schweitzer-Gymnasium (ASG) im Norden auf.

 

Konzept freianlagen

Das Freiraumkonzept greift die im Bestand markanten Grünstrukturen und baulichen Kanten auf und führt diese im Sinne des Weiterbauens fort. Die Übertragung der charakteristischen Wabenstruktur in die Freianlagen, mittels polygonaler Pflanzflächen, lässt im gebäudenahen Außenraum ein Mäandersystem aus Platzabfolgen entstehen, die mit unterschiedlichen Freizeit- und Sitzangeboten bespielt werden. Die parkartig ausformulierten Pausenflächen docken fließend an die bestehenden Vegetationsstrukturen an, die das grüne Rückgrat des Schulareals bilden und mit der Promenade auch den Norden des BFZ konsequent einrahmen.

Die Promenade selbst wird durch eine hainartige Pflanzung geprägt, das Erschließungssystem stellt mit abzweigenden Wegen eine Vernetzung mit dem Umfeld her.
Die ungenutzte Fläche des Ascheplatzes im Süden wird reaktiviert und erhält im Kontext der Bestandstribüne ein vielseitiges Freizeitangebot für Bewegung, Spiel und Fitness. Im Osten des Grundstücks erfahren die bestehenden Spiel- und Schulgartenflächen eine Neugestaltung von Themeninseln, ebenso erhält die Schulhoffläche im nordöstlichen Teil ergänzende Bauminseln und Spielangebote.

architektur

Das Tabula Rasa Denken im Umgang mit unserem Gebäudebestand muss durch einen klugen Umgang und einer Tabula Scripta ersetzt werden. Bestand ist neu zu programmieren und zu transformieren. Bestand kann gespeichertes CO² sein, Ressource für Transformation, aber eben auch die größte Quelle von Abfall und Sondermüll. Das Tragwerk mit seinen hohen Masseanteilen und letztendlich überschaubarem Materialkatalog generiert bis zu 70 % des CO²-Anteils der grauen Energie eines Bauwerks und bietet damit einen einfachen und effektiven Hebel zur CO²-Reduktion im Bauen. Dabei liegt unser Fokus auf den Konstruktionselementen mit hohen Masseanteilen.

pfeiffer.volland.michel.architekten gmbh
Martinstraße 10-12
52062 Aachen

Dipl.-Ing. Alexander Pfeiffer Architekt BDA 
Dipl.-Ing. Felix Volland Architekt 
Benjamin Michel M.A. BDA Architekt