2021 / nicht offener wettbewerb / Klinikbau

 

gemeinsam mit PlanBar Architektur und kraftraum landschaftsarchitektur

LWL Kliniken Marsberg

Die Erweiterungsbauten der LWL Kliniken Marsberg sollen am Standort Weist, einem der ältesten Klinikkomplexe im deutschsprachigen Raum entstehen und so zu einem gemeinsamen Gesundheitscampus zusammenwachsen. Die neuen Campus-Bausteine nehmen im Süd-Östlichen Baufeld die Kinder- und Jugendpsychiatrie, sowie im Nord-Westlichen Baufeld die Erwachsenenpsychiatrie auf. Die Baukörper fügen sich durch Ihre kleinteilige Gliederung wie selbstverständlich in die städtebauliche Struktur ein. Die Positionierung der Neubauten entlang der Glinde führen den streng orthogonalen Duktus der Anlage weiter, es entstehen klare Abschlüsse der Außenflächen und es bildet sich eine Abfolge von Plätzen mit hoher Aufenthaltsqualität. Die beiden Kliniken rahmen das zentrale ‚Herzstück‘ des Gesundheitscampus, die witterungsgeschützte Verbindung aller Hauptbaukörper erzielt zudem Synergieeffekte der unterschiedlichen Nutzungen.

Freianlagen

Das Freianlagenkonzept der LWL-Klinik gliedert sich in zwei miteinander verknüpfte Kernbereiche – einen zentralen öffentlichen Campusbereich sowie einen halböffentlichen Patientenpark im Südwesten. Um die Orientierung der Besucher und Patienten innerhalb des Campusgeländes zu verbessern, führt eine neu angelegte Wegeachse durch die beiden bestehenden Torgebäude auf das Gelände und wird hier durch eine weitere Wegeachse, die Besucher und Patienten zum Eingang der Kinder- und Jugendpsychiatrie leitet, ergänzt. Diese Wegeachsen sind durch ein Funktionsband mit Beleuchtung, Sitzmöglichkeiten, Fahrradstellplätzen sowie einer Baumreihe ausgestattet. Durch großzügige Platzbereiche vor den Neubauten der Kinder- und Jugend- als auch vor der Erwachsenenpsychiatrie werden die Eingänge zu den beiden Klinikgebäuden zusätzlich markiert und qualitative Aufenthaltsbereiche geschaffen, die die Kommunikation und den Austausch zwischen Patienten, Besuchern und Anwohnern fördern.

Rückseitig der Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie des denkmalgeschützten Gebäudeensembles der Klinikanlage führt ein großzügiger Weg durch die Grünanlagen und wird durch Spielbereiche, einen Kletterpfad sowie den Außensportplatz begleitet. Gemeinsam mit den umliegenden Wegen entsteht so ein Rundweg, der zu kurzen Spaziergängen innerhalb des Klinikgeländes einlädt. Die Aufteilung der Spielplatzfläche in einzelne Spielinseln fügt sich in die Bestandstopographie ein und lässt die Nutzung unterschiedlicher Gruppen von Kindern zur gleichen Zeit zu. Auch die Stationsgärten der KJP öffnen sich nach Südwesten und ermöglichen so einen kurzen Weg zu den Spielflächen. Die Stationsgärten der Erwachsenenpsychiatrie gliedern sich an den Neubau an und werden durch einzelne Heckenpflanzungen voneinander abgegrenzt. Die Topographie des Geländes ermöglicht es, die Außenanlagen der Psychosomatik als Dachgarten auszubilden und fügen so den Gebäudekörper nahtlos in den neuen Klinikkomplex ein

entwurfskonzept

Mit einem massiven Sockel aus Sichtbeton, der die baulichen Kanten der bestehenden Gebäude fortsetzt, integrieren sich die Neubauten in die heterogen geprägte Umgebung aus Bestandsgebäuden unterschiedlicher Epochen. Über dem gemeinsamen Sockel entwickeln sich zueinander versetzte Langhäuser unterschiedlicher Länge, die den Gebäuden mit ihrer vertikal gegliederten Holzfassade eine eigene Leichtigkeit geben und die Körnung der Bestandsgebäude aufnehmen. Aus dem Zusammenspiel zwischen dem mit der Umgebung korrespondierenden Sockel und den Sheddächern der Langhäuser entwickelt sich das architektonische Thema der beiden Hauptbaukörper. Die Außenwirkung der Häuser ist durch eine farblich auf die Putzoberflächen des Bestandes abgestimmte Holzfassade bestimmt, die den Ensemblecharakter der Anlage betont. In der klar rhythmisierten Fassade sind die Funktionen der dahinterliegenden Geschosse ablesbar. Der Neubau ist durchgehend auf einer klaren, orthogonalen Struktur, basierend auf dem 1,25 Meter – Holzbauraster aufgebaut, das gleichfalls den Anforderungen eines Krankenhausbaus gerecht wird. Hinter der regelmäßigen Fassade sind die Kliniken kompakt zoniert.

 Offene Raumzonen werden von einer Erschließungsspange in den Gebäudemitten erschlossen, gegliedert durch die zwei Innenhöfe werden die jeweiligen Stationen gut einsehbar erschlossen und belichtet. Um den alltäglichen Austausch der Patienten sowie der Mitarbeiter zu fördern, werden an den Innenhöfen informelle Aufenthaltsbereiche und Gemeinschaftsräume angeboten, in der KJP zusätzlich mit Blick auf die zum Teil überbaute Glinde. Die Patientenzimmer sind in den Teilstationen gruppiert und optimal an den Außenfassaden ausgerichtet. Der Versatz der Langhäuser bietet Dachgärten und Aufenthaltsbereiche im Außenraum die für die Patienten direkt aus Ihren jeweiligen Teilstationen zu erschließen sind.

nachhaltigkeit und materialität

Den Anspruch der Nutzer nach ressourcenorientierten Behandlungskonzepten, wollen wir mit unserer Architektur entsprechen und durch die Holzfassade nach außen transportieren. Die Vorfabrikation ermöglicht mit der konsequenten Rasterung und Repetition über die Geschosse, eine schnelle, ökologische und kostenoptimierte Bauweise. Die kompakte Flächenorganisationen und eine daraus resultierende optimierte Fassade lassen eine wirtschaftliche Holzbauweise zu. Zur Energiebedarfsdeckung sind auf den Sheds Photovoltaikanlagen geplant. Die Konstruktion der Neubauten erfüllt somit gleichermaßen die Anforderungen an eine nachhaltige und ökologische Bauweise und erzeugt eine der Nutzung angemessene wohnliche und angenehme, beruhigende Atmosphäre. Die tragenden Elemente werden fassadenseitig durch eine Holzrahmenbauweise gebildet, auf denen holzsichtige Brettsperrholzdecken auflagern.

In den Zirkulationszonen leisten Stahlbetonbauteile in Sichtbetonqualität die erforderliche Robustheit und Brandschutzqualität der Tragglieder, so erzeugen im Wechsel der Materialität ebenfalls eine sinnfällige Wegeleitung. Die Farbigkeit der mittels Lasur vorvergrauten Lärche sucht die optische Nähe zur Schiefereindeckung der Bestandsbauten und stellt somit den gewünschten Zusammenhang im Campus her. In Anlehnung an die Ausbildung der  steinernen Sockelgeschosse der Ursprungsbebauung werden die Neubauten auf eine Basis aus zementgrauen Betonfertigteilen gestellt, die gleichermaßen den konstruktiven Holzschutz sicherstellen und sich wie selbstverständlich in die Topographie einbetten. In den Eingangsbereichen erhöht sich der Sockel für eine angemessene und wahrnehmbare Adressbildung. Die gleichmäßig rhythmische Anordnung der Fensteröffnungen nimmt Bezug zur Strenge des Bestandes. Ein lebendiges Fassadenspiel ergibt sich durch den dezent farbigen, textilen Sonnenschutz.

pfeiffer.volland.michel.architekten gmbh
Martinstraße 10-12
52062 Aachen

Dipl.-Ing. Alexander Pfeiffer Architekt BDA 
Dipl.-Ing. Felix Volland Architekt 
Benjamin Michel M.A BDA Architekt